Woher kommen die Ratatouille-Bio-Kartoffeln?

Uwe Schuirmann ist seit 32 Jahren auf Gut Dauelsberg beschäftigt.

Uwe Schuirmann ist landwirtschaftlicher Leiter auf Gut Dauelsberg.

Die Bio-Kartoffeln kommen Zum Beispiel vom Gut Dauelsberg!

Kinder lieben Kartoffeln. Darum sind sie in der Ratatouille-Kinderküche eine begehrte Zutat. Aber: Woher kommen die Ratatouille-Bio-Kartoffeln? Wir stellen Ihnen einen der Höfe vor, auf dem „unsere“ leckeren Bio-Kartoffeln angebaut werden: Gut Dauelsberg – ein Ort, der viel mehr ist als ein landwirtschaftlicher Betrieb.

Am Montag gibt es eine Kartoffelcremesuppe, Mittwoch eine Gemüsefrikadelle mit Kartoffeln als Beilage und Freitag Kartoffel-Kürbis-Gratin: Etwa dreimal pro Woche stehen diese oder andere Kartoffelgerichte auf dem Ratatouille-Speiseplan. „Kartoffeln schmecken den Kindern einfach gut“, weiß unser Geschäftsführer André Adden – während Gemüse wie Brokkoli eher mal auf den Tellern liegen bleibt.

750 Kilo leckere Kartoffeln kommen in der Woche vom Gut Dauelsberg.

Ein Teil der Bio-Kartoffeln, die bei Ratatouille für Kitas, Krippen und Kindergärten in Oldenburg und umzu verarbeitet werden, kommt vom Gut Dauelsberg in Delmenhorst: 750 Kilo liefert der landwirtschaftliche Betrieb jede Woche an Ratatouille aus – klingt viel, reicht aber gerade mal für einen Tag.

Auf Gut Dauelsberg werden nicht nur Kartoffeln angebaut, geerntet und geschält. Hier wachsen auch Mais, verschiedene Getreidesorten und Erbsen, die als Futtermittel eingesetzt werden. „Außerdem haben wir Tiere“, berichtet der landwirtschaftliche Leiter Uwe Schuirmann. „Wir halten Sauen und Schweine, Legehennen und Angus-Rinder.“ Angus-Rinder stammen ursprünglich aus Schottland und sind an ihrem schwarzen Fell zu erkennen. Die Rinder sind noch relativ neu auf Gut Dauelsberg. Sie wurden angeschafft, als es hier mit der Umstellung von der konventionellen auf die Bio-Landwirtschaft losging.

Leckere Bio-Kartoffeln vom Gut Dauelsberg in der Nähe von Delmenhorst.

Leckere Bio-Kartoffeln vom Gut Dauelsberg in der Nähe von Delmenhorst.

Hier auf Gut Dauelsberg habe ich nicht nur Ackerland oder Milchkühe. Ich kann sehr vielseitig arbeiten.
— Uwe Schuirmann

Seit 32 Jahren ist Uwe Schuirmann auf Gut Dauelsberg beschäftigt. Er mag die abwechslungsreiche Arbeit. „Viele landwirtschaftliche Betriebe sind heutzutage auf eine bestimmte Zucht oder einen bestimmten Anbau spezialisiert“, sagt er. „Hier auf Gut Dauelsberg habe ich nicht nur Ackerland oder Milchkühe. Ich kann sehr vielseitig arbeiten.“ Auch wenn er mittlerweile durch die Umstellung auf Bio mehr Papierkram zu erledigen hat, sitzt er immer noch selbst auf dem Trecker. Neben der Bio-Landwirtschaft gibt es auf Gut Dauelsberg noch eine zweite Besonderheit: Hier finden Menschen, die keine Wohnung haben, ein Zuhause und Arbeit. So hat Uwe Schuirmanns Arbeit auch eine soziale Seite.

Die vor Ort geschälten Kartoffeln werden direkt zu Ratatouille geliefert.

Die vor Ort geschälten Kartoffeln werden direkt zu Ratatouille geliefert.

Als Einrichtung des Bezirksverbands Oldenburg (BVO) bietet Gut Dauelsberg verschiedene Hilfsangebote an: Es gibt dort eine Wohnungslosenhilfe mit mehreren Wohneinheiten, eine stationäre Eingliederungshilfe für Menschen mit psychischen Behinderungen und eine vollstationäre Pflege für pflegebedürftige Bewohner. Arbeiten können die Menschen in einer Werkstatt, in der Hauswirtschaft, bei der Hofpflege, im Kartoffelschälbetrieb oder eben in der Landwirtschaft bei Uwe Schuirmann. Verkauft werden die Produkte an Großkunden und im eigenen Hofladen.

Auch Carsten Sauerwein ist mit dem Gut Dauelsberg schon lange verbunden. Bereits Ende der 80er-Jahre hat er hier gearbeitet. 2021 hat er die Leitung übernommen – „pünktlich zur Umstellung auf den Biobetrieb“. Ihm gefällt die Vielfalt: „Ich fühle mich wie der Leiter eines großen Gemischtwarenladens.“ Damit spielt er auf die verschiedenen Bereiche an, die auf dem Gut vereint sind. „Das Schöne ist: Jeder Tag verläuft hier anders, als man morgens denkt.“ 

Vor allem aber fasziniert ihn die sinnstiftende Tradition von Gut Dauelsberg, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. 1884, zur Zeit der Industrialisierung, als die Armut in den Städten zunahm, wurde hier eine „Arbeiterkolonie“ gegründet. Vorbild dafür waren die Arbeitskolonien, die der Pastor Friedrich von Bodelschwingh ins Leben gerufen hatte, um Menschen unter dem Motto „Arbeit statt Almosen“ von der Straße zu holen. Unter diesem Motto – und etwas moderner formuliert als „Hilfe zur Arbeit“ – steht die Arbeit von Gut Dauelsberg noch heute.

Der Speicher auf ist ein Baudenkmal in Delmenhorst.

Der Speicher auf ist ein Baudenkmal in Delmenhorst.

Die Bio-Kartoffeln werden handverlesen und sortiert.

Die Bio-Kartoffeln werden handverlesen und sortiert.

„Wichtig für den Erfolg ist auch, dass die Menschen wissen, wo ihre Produkte verkauft werden“, sagt Uwe Schuirmann. Zum Beispiel, dass ein Teil der Kartoffeln in Kitas, Krippen und Kindergärten auf den Mittagstisch kommt. Das motiviere. „Aber die Bewohner freuen sich auch, wenn ihre Produkte ab und zu auf dem eigenen Teller landen“, sagt Uwe Schuirmann und grinst.

Hofarbeit und -leben in Gemeinschaft.

Hier ist Platz für gemeinsames leben, arbeiten und pausieren.

Hier ist Platz für gemeinsames leben, arbeiten und pausieren.

„Die Menschen tragen zur Wertschöpfung bei“, sagt Carsten Sauerwein. Das gebe ihnen Struktur, Freude und vor allem Selbstbestätigung. Uwe Schuirmann kann das bestätigen: „Die Menschen sind motiviert, weil sie selbst etwas produzieren.“ Und sie fiebern mit: „Wenn wir mal eine schlechte Ernte haben, leiden sie mit. Und sie sind froh und erleichtert, wenn alles super läuft.“ Die Menschen auf Gut Dauelsberg haben oft mit Sucht, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Die Arbeit kann ihren seelischen Zustand stabilisieren, weiß Carsten Sauerwein: „Manchmal können sie dann ihre Medikamente absetzen oder reduzieren.“ Die regelmäßige Beschäftigung, aber auch die Gemeinschaft auf Gut Dauelsberg gebe ihrem Leben wieder einen Sinn. Manche Bewohner entwickeln sich so positiv, dass sie von Gut Dauelsberg übernommen werden oder im Abschluss einen Arbeitsvertrag auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen. 

Die 750 Kilo Kartoffeln, die Gut Dauelsberg wöchentlich an Ratatouille liefert, reichen für einen Speisetag.

Jeder Mitarbeitende hat eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Jeder Mitarbeitende hat eine verantwortungsvolle Aufgabe.

„Wir könnten noch mehr Kartoffeln von Gut Dauelsberg gebrauchen“, sagt André Adden – und Uwe Schuirmann würde gerne mehr anbauen. Zurzeit seien sie aber noch in der Experimentierphase: Welche Kartoffelsorte kommt bei den Kunden am besten an – die Simonetta, die Almonda oder die Montana? Die Zusammenarbeit zwischen Ratatouille und Gut Dauelsberg hat ja erst im Juli 2024 begonnen. Auch bringt die Umstellung auf die Bio-Landwirtschaft Herausforderungen mit sich: Nicht alle Pflanzen lassen sich ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln anbauen. Und die mechanische Unkrautbekämpfung ist auch so eine Sache, da müsse man dranbleiben. Die 750 Kilo Kartoffeln, die Gut Dauelsberg wöchentlich an Ratatouille liefert, reichen für einen Speisetag, zum Beispiel als Beilage zu den Gemüse-Frikadellen für bis zu 5.000 Kinder.

Verantwortungsvolle Umgang mit der Natur.

„Der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur liegt uns am Herzen“, sagt Uwe Schuirmann. „Aber bei der Umstellung auf Bio es geht auch darum, Gut Dauelsberg zukunftssicher zu machen.“ Der „Niedersächsische Weg“, eine Vereinbarung zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Politik, sieht vor, dass der Ökolandbau bis 2030 auf 15 Prozent steigen soll. „Da wollen wir Vorreiter sein“, sagt Uwe Schuirmann. Er stellt aber auch klar: „Auch die konventionelle Landwirtschaft hat ihre Daseinsberechtigung.“ Nicht immer sei es leistbar, einen Betrieb auf Bio umzustellen und passt nicht für jede*n.

Aber bei der Umstellung auf Bio es geht auch darum, Gut Dauelsberg zukunftssicher zu machen. Da wollen wir Vorreiter sein.
— Uwe Schuirmann
Alle Legehennen haben viel Platz zum Scharren.

Alle Legehennen haben viel Platz zum Scharren.

Die Angus-Rinder sind noch relativ neu auf Gut Dauelsberg.

Auf Gut Dauelsberg haben Sauen und Schweine ein glückliches Leben.

Auf Gut Dauelsberg haben Sauen und Schweine ein glückliches Leben.

Zu den Herausforderungen der Zukunft gehört auch der Klimawandel. Schon heute stellt Gut Dauelsberg auf Getreidesorten um, die nicht so viel Wasser benötigen wie andere. „Roggen zum Beispiel kommt mit der Trockenheit besser zurecht“, sagt Uwe Schuirmann. 

An einer Zukunftsaufgabe arbeiten Gut Dauelsberg und Ratatouille Hand in Hand: Beide leisten Aufklärungsarbeit für eine gesündere, bewusstere Ernährung. „Die Kartoffel ist ein Naturprodukt“, erklärt André Adden. „Sie schmeckt nicht immer gleich.“ Je nach Boden, Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung kann ihr Aroma stark variieren. Das sind Dinge, die er im Austausch mit Kindern und Eltern vermittelt.

Auch Gut Dauelsberg steht in Kontakt mit einem Kindergarten in der Nachbarschaft und lädt die Kindern einmal im Jahr zur Kartoffelernte ein. Ein Wunsch von Carsten Sauerwein und Uwe Schuirmann ist es, in Zukunft einen Erlebnishof auf Gut Dauelsberg einzurichten, um noch mehr Kinder an die Bio-Landwirtschaft heranzuführen.


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